MdL Claudia Köhler bei PV-Vorreiter-Unternehmen Elektro Beck in Schernfeld

v.l. Josef Beck, Joachim Siebler, Bezirksrat, Claudia Köhler, MdL, Klaus Bittlmayer, Kreisrat, Simone Zink, Kreisrätin, Stefan Beck

Das Handwerk ist eine der Säulen für eine gelingende Energiewende. Ohne die Gewerke und Dienstleistungen des Handwerks können weder PV-Module noch neue Heizsysteme installiert werden.

Elektro Beck in Schernfeld ist schon seit 2000 vorne dabei bei der Installation von Photovoltaik. Die Grüne Betreuungsabgeordnete des Bayerischen Landtags für den Landkreis Eichstätt Claudia Köhler machte sich auf den Weg zu Elektro Beck, um sich über aktuelle Herausforderungen, Sorgen und Vorschläge zu informieren. Gemeinsam mit Bezirksrat Joachim Siebler, Kreisrätin Simone Zink und Kreisrat Klaus Bittlmayer sprach sie mit den Geschäftsführern des Familienunternehmens Stefan und Josef Beck über die Ausbildungssituation, Lagerhaltung, Lieferketten und Energieknappheit.

Der Betrieb mit insgesamt 28 Mitarbeitenden in Voll- und Teilzeit, darunter zwei Geschäftsführer und Meister, vier weitere Meister, sechs Monteure und eine Monteurin und fünf Azubis ist ständig gewachsen. Das hauptsächliche Geschäftsfeld von Elektro Beck besteht aus Beratung, Installation und Verkauf von PV-Anlagen, Elektroinstallation sowie zu einem Teil aus Verkauf und Reparatur von hochwertigen Haushaltsgeräten und Fernsehgeräten. Heute kämpfen Stefan und Josef Beck mit verschiedenen Problemen: Durch die Verzögerung bei Lieferketten sieht sich das Unternehmen wieder zu vermehrter Lagerhaltung gezwungen, um die Nachfrage – gerade nach Großgeräten – befriedigen zu können.

Die wichtigste Ressource, qualifizierte Mitarbeitende, sind schwer zu finden. Elektro Beck bietet weiterhin Jahr für Jahr einen Ausbildungsplatz. „Die Ausbildung von jungen Leuten bindet viel Kraft im Unternehmen, aber uns ist es wichtig, hier dranzubleiben und für die Zukunft vorzusorgen“, so Stefan Beck. „Umso ärgerlicher ist es, wenn gut von uns ausgebildete Elektriker dann von großen Unternehmen für Fließbandarbeit abgeworben werden.“

Überhaupt bemängelten die beiden Geschäftsführer des Handwerkbetriebs, dass bisher meist nur die Industrie politische Unterstützung und Augenmerk erfahre. „Im Handwerk traut sich das Wort Kurzarbeit gar keiner auszusprechen“, so Beck. „Das Handwerk und andere Gewerke könnten viel Personal aus der Industrie brauchen. Bei uns sieht man am Ende jeden Tages das Ergebnis, wofür man gearbeitet hat.“

Claudia Köhler lenkte den Fokus auf die Bildung von Kindesbeinen an: „Handwerk muss von Mittelschulen bis Gymnasien wesentlich stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. Pflichtpraktika für alle Schularten wären sinnvoll, damit die Jugendlichen die Attraktivität einer dualen Ausbildung kennenlernen können. Die Mittelschulen brauchen viel mehr finanzielle Mittel zur Förderung der Jugendlichen“, so die stellvertretende Vorsitzende des Haushaltsausschusses im Landtag. „Genügend Lehrkräfte, Ganztagsangebote und Berufseinstiegsbegleitung sind wichtige Bausteine, um den Jugendlichen gute Startchancen zu geben, selbst wenn das Elternhaus nicht unterstützen kann. Hier zu sparen, ist sozialer und volkswirtschaftlicher Unsinn.“

Einig waren sich die Unternehmer und die Politiker*innen, dass es noch viel ungehobenes Potential der Photovoltaik gibt. „Öffentliche Gebäude, Schulen, Behörden, Universitäten müssen endlich überall in Bayern mit PV ausgerüstet werden“, so Köhler. „Und die Industrie bekommt den Strom immer noch zu billig im Vergleich zum Mittelstand“, ergänzen die Brüder Beck. „Die Industrie sollte verpflichtet werden, eigenen Strom durch PV-Anlagen zu erzeugen, sonst müssten die Betriebe den Strom zu höheren Preisen beziehen“, so der Vorschlag von Stefan und Josef Beck.

Die anfangs vielversprechende Entwicklung der Solarindustrie wurde durch die Rücknahme der Bundes-Förderung 2013 um mehrere Jahre zurückgeworfen. Viele Betriebe hat es damals buchstäblich „zerrissen“. Jetzt soll auf einen Schlag Photovoltaik mit fehlenden Personal und Material stark ausgebaut werden. Inzwischen hat sich Deutschland zudem in die Abhängigkeit von chinesischen Billig-Importen begeben und führt kaum eigene Produktionsstätten von PV-Modulen. Die Brüder Beck sehen in der aktuellen Krise der fossilen Brennstoffe auch eine Chance: „Der Fokus liegt jetzt auf den erneuerbaren Energien, die Privatleute sind ja bereit, umzustellen“, so Josef Beck. „Ein Wunsch von uns wäre, jetzt die Produktion aus Asien teils wieder in deutsche oder zumindest europäische Produktionsstätten zurück zu gewinnen. Das gilt nicht nur für die Photovoltaik. Denn mit „billig“ sparen wir nur kurzfristig. Wir haben in Deutschland viel zu viele BWLer, die uns ausgerechnet haben, dass in Fernost alles billiger produziert wird. Die Quittung haben wir jetzt bekommen.“

Noch einen Wunsch an die europäische Ebene gaben die beiden Unternehmer der Politikerin Köhler mit auf den Weg: Die Internet-Riesen wie Amazon endlich gerecht zu besteuern und Paketrücksendungen kostenpflichtig zu machen. „Jetzt wäre die Chance gewesen! Aber irgendwie traut sich das scheinbar keiner anzusprechen“, so Stefan Beck.

Claudia Köhler und die lokalen Mandatsträger*innen bedankten sich für den interessanten Austausch und versprachen, alle Ideen und Anregungen mit in ihre politische Arbeit zu nehmen. „Bald steht wieder die Aufstellung des Haushaltsplans im Freistaat an. Gerade in schwierigen Zeiten ist es umso wichtiger, die Steuermittel lenkend und zielgerichtet einzusetzen, um Bayern gut durch die Krise zu bringen“, so die Haushaltspolitikerin.